von alternativen Fakten und gefühlten Wahrheiten

Wie kritisch gehst du mit den Inhalten um, die du im Internet liest? Glaubst du alles, was du liest? Weißt du, welcher der Informationen Fakten sind und welche nicht?
Experiment:

Überprüfe einen Abend lang dein Surfverhalten. Auf welchen Seiten bewegst du dich? Was liest du? Wie hoch schätzt du den Wahrheitsgehalt dieser Seiten ein? Von welchen Informationen glaubst du, dass sie auf jeden Fall wahr sind?

Mein Tipp:

Auch wenn viele Menschen einen Artikel teilen, macht es ihn dadurch nicht wahrer. Wer steckt ursprünglich hinter dem Beitrag? Was hat derjenige für eine Motivation, diesen Beitrag zu verfassen?

kurz erklärt:

Ein Faktum ist ein nachweisbarer, wahrer Sachverhalt.
Beispiele:
– Ich habe heute Fieber gemessen und eine Temperatur von 38,5 Grad Celsius.
– Trump ist derzeit Präsident der USA.
– in Marl lebten am 31.12.2016 86.930 Menschen (im Vergleich zum Vorjahr: -47 natürlicher Saldo, +160 Wanderungssaldo)

Das Gegenteil eines objektiven Fakts ist eine Meinung. Meinungen sind immer subjektiv. Beispiele:
– 38,5 Grad Fieber? Ich hab bestimmt eine Mandelentzündung. Ich fühle da auch so ein Kratzen im Hals.
– Trump versucht, die USA in einen autokraten Staat umzubauen.
– Ich hab das Gefühl, Marl schrumpft.

Und was sind dann alternativen Fakten und gefühlten Wahrheiten?

Fakten sind per Definition alternativlos. Wenn meine Temperatur 38,5 Grad beträgt, kann sie nicht gleichzeitig 36,5 Grad betragen. „Alternative Fakten“ kann es daher nicht geben. Der Begriff ist eine irreführende Floskel.

Gleiches gibt für „gefühlte Wahrheiten“. Wenn ich das Gefühl habe, die Bevölkerung in Marl schrumpft, ist das noch lange nicht die Wahrheit. Denn Fakt ist: Die Bevölkerungszahl ist gestiegen.

Ja aber..

..ich hab da gar keine Zeit zu recherchieren / Ich finde die Seite vertrauenswürdig genug.

Dann werde dir zumindest bewusst, dass du möglicherweise auf eine gute Geschichte hereinfällst. Wichtig ist, dass du die Informationen dann nicht ohne Weiteres teilst oder weitergibst, wenn du nichts über den Wahrheitsgehalt herausgefunden hast.

.. kann ich dann nicht alles in Frage stellen?

Natürlich kannst du die Messgenauigkeit des Thermometers in Frage stellen oder ob es Donald Trump überhaupt gibt. Das ist aber auf Dauer nicht zielführend. Denn wenn alles wahrscheinlich wird, gibt es keine Wahrheit und damit keine Realität mehr.

Herausforderung:

Wenn dir das nächste Mal etwas, was du hörst oder liest, spanisch vorkommt, google das in alle Richtungen und unterhalte sich darüber offen mit verschiedenen Menschen. Wichtig ist, dass du dir bewusst machst, dass es einen Unterschied gibt zwischen Fakten und Meinungen.
Beispiel:
– Die Nachbarin hat den Hausflur in dieser Woche nicht geputzt
– Die Nachbarin ist schlampig und unverlässlich.

Beispiel: #lastnightinsweden.

Trump hat gesagt, irgendetwas ist in Schweden passiert. Und er hat es parallel zu den Anschlägen von Paris genannt.

a) Wer das nicht hinterfragt, kann zu der Meinung kommen, Islamisten haben etwas in Schweden angestellt, was vergleichbar mit den Anschlägen von Paris ist

b) Das Gerücht bleibt in der Welt. Denn nicht jeder wird es hinterfragen. Bestimmt kann sich der eine oder andere noch in Jahren daran erinnern, „dass Islamisten
damals was in Schweden gemacht haben, aber was genau weiß keiner mehr“.

Kommen wir mal ins Denken. Was hat Trump davon, so etwas zu sagen?

c) Trump nutzt gezielt das Überschreiten von gesellschaftlichen Normen, um Publicity zu generieren: Es gibt jedes Mal einen Aufschrei in der Presse.

d) Bei seiner Erklärung, sagte er, er beziehe sich auf einen Pressebericht. So denunziert Trump gleich noch die Presse mit.

e) Auch das Gerücht bleibt. Wer macht sich die Mühe, das zu hinterfragen?

f) Zudem gießt Trump Öl in das Feuer derjenigen, die Angst vor Überfremdung haben.

Drehen wir unser Denken jetzt noch eine Ecke weiter. Vielleicht ist da doch etwas dran?

g) Wenn ich „Islam, Anschlag, Schweden“ google, erhalte ich Hinweise, dass es möglicherweise ein solches Problem in Schweden gibt. Die Seiten, die darüber berichten, sind in erster Linie persönliche Blogs, eine kirchliche Seite und die konservative „Die Welt“. Eher links orientierte Seiten schreiben dagegen von Rassismus und islamfeindlichen Anschlägen in Schweden.

Nichts ist halt so schön einfach zu klären, wie wir das gern hätten.

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