Letzten Freitag habe ich meinen philosophischen Zirkel geleitet. Thema war die identitätsstiftende Wirkung vom Ich und von Gruppenzugehörigkeit.
Es hat mir wahnsinnig Freude bereitet und ich hoffe, ich erhalte in Zukunft weitere Gelegenheiten, solche Zirkel zu leiten.
Mein (derzeitiger) psychologischer Standpunkt zu dem Thema:
Wir brauchen als Kind das „Wir“ der Familie, um überleben zu können. Wir erhalten das
notwendige Zusammengehörigkeitsgefühl und grenzen uns gegenüber anderen Gruppen ab. Im Laufe der Entwicklung der Persönlichkeit tritt dann das Ich in den Vordergrund und wir merken, dass wir doch anders und individuell sind. Wir beginnen – im besten Fall – uns selbst und die Gruppe zu hinterfragen und können so ein stabiles Selbstbewusstsein entwickeln. Schlussendlich kann das Ich wiederum Einfluss nehmen auf die Gruppe. Insofern sind sowohl Gruppe als auch das Ich wichtig für die (verschiedenen) Identitäten einer Person. Und da Entwicklung niemals aufhört, kann sich auch die Identität im Laufe der Zeit verändern.
was ist eine philosophische Diskussion:
Im Anschluss habe ich mit den Teilnehmern offen diskutiert. Bei einer philosophischen
Diskussion ist jede Sichtweise eine willkommene Bereicherung. Jeder Teilnehmer wird
respektiert. Niemand versucht, sein Gegenüber von seiner Meinung zu überzeugen und
verschiedene Meinungen haben nebeneinander Raum.
Diskussion:
Wir haben in manngifaltige Richtungen diskutiert. Es kamen spannende Themen aus den
unterschiedlichsten Bereichen auf, zum Beispiel „Was ist Realität“, „Wahrnehmung“ oder auch der verschiedensten theologischen Strömungen.
Mein Highlight des Abends:
Ich habe von diesem Abend insbesondere mitgenommen, dass es zu keinem Thema eine
allgemeingültige Antwort gibt. Dazu sind wir Menschen viel zu unterschiedlich, wir haben
alle einen eigenen Hintergrund, denken und fühlen auf unsere eigene Weise und haben
unterschiedliche Schwerpunkte. Dies gilt nicht nur für das Thema dieses Abends, sondern für alle Themen.
mein Highlight „für Fortgeschrittene“:
Ich denke seit dem Abend über folgenden Aspekt nach, den ein Teilnehmer eingebracht hat: Es gibt Weltanschauungen, nach denen alles mit allem verbunden ist und zusammengehört – alle Menschen, alle Lebenwesen, alle Steine, das ganze Universum und sogar alle Multiversen. Wenn man diesen Gedanken weiter denkt und alles eins ist, kann es keine Gruppen geben; es gäbe nur eine einzige unendlich große Gruppe. Und wenn es keine Gruppen gibt, so kann es auch kein Ich geben. Denn das Ich existiert nur in Abgrenzung zur Gruppe.
Deine Erfahrungen:
Ich freue mich, wenn du deine Fragen und Erfahrungen mit mir teilst. Du kannst dazu die
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