eine gute Geschichte

Menschen denken in und erinnern sich an gute Geschichten. Aus dem Grund können sich z.B. Gedächniswunder 20 oder mehr Gegenstände aus „ich packe meinen Koffer“ merken. Sie erfinden eine Geschichte, die mit jedem einzelnen Teil plausibel weiter geht. Ich nutze den Trick nicht und kann mir daher gerade so den Inhalt dieses Koffers merken:

Koffer mit Katze
Experiment für dich:
Was war das letzte Gerücht, dass du gehört hast? Erinnere dich und überlege dir eine alternative, ebenfalls plausible Geschichte, die auch zu dem Ergebnis passt.

Beispiel:
Du hörst folgende Geschichte: „Die Tochter hat erzählt, dass eine Nachbarin von ihr Silvester ganz alleine zuhause sitzt. Sie muss wohl keine Freunde haben.“
Das Ergebnis „verbringt Silvester allein“ muss ja nicht unbedingt daher kommen, dass sie „keine Freunde hat“. Alternativ kann sie auch
a) einfach mal allein sein wollen nach der Hektik der Feiertage,
b) ein Mensch sein, der eh gerne und glücklich alleine ist,
c) krank geworden sein bzw. die Freunde sind krank geworden,
d) auf jemanden warten, der noch kommt oder oder oder

Mein Tipp:
Je nach Situation kann es ganz lustig sein, nicht wie gewohnt zu reagieren und ins gleiche Horn zu blasen. Allein die Worte „Vielleicht steckt da ja eine ganz andere Geschichte hinter“ bewirken beim Gegenüber manchmal Wunder.

Wenn ich mir nicht sicher sein kann, dass das, was mein Gegenüber erzählt, wirklich wahr ist, nicke ich und sage je nach dem, für wie wahr ich sie halte oder nicht: „Das klingt nach einer möglichen / guten / plausiblen Geschichte“

kurz erklärt:
Unser Gehirn liebt Geschichten und wenn wir nur einen Ausschnitt daraus sehen, fabuliert es sich die für ihn passendste Geschichte drumherum dazu. Das halten wir dann für die Wahrheit. Aber wir können da nicht sicher sein. Es kann auch immer ganz anders sein.

Warum sollte ich das tun?
Wenn du Geschichten hinterfragst und dir auch eine zweite mögliche Geschichte dazu überlegst, wirst du flexibler. Du kannst besser verschiedene Standpunkte einnehmen und bist nicht mehr so leichtgläubig und beeinflussbar.

Allen anderen nützt das ebenso, da es hilft, weniger (möglicherweise falsche) Gerüchte zu verbreiten. Vielleicht ist der „den ganzen Tag herumlungernde Ausländer“ ja gar kein arbeitsloser Taugenichts, sondern arbeitet auf Nachtschicht?

Ja aber..
die Gerüchteküche ist so spannend und ich erzähle so etwas auch gerne weiter. Das schweißt zusammen und macht mich interessant. Zudem ist das viele Denken auch voll anstrengend.

Das stimmt alles. Daher gibt es ja überhaupt Gerüchte. Es gibt sicher auch Gerüchte, die dich du uninteressant findest. Beginne bei denen, dir eine zweite Geschichte auszudenken.

Herausforderung:
Versuche in dieser Woche, dir zu drei Gelegenheiten eine zweite gute Geschichte auszumalen. Passt die Situation, erzähle sie als Alternative deinem Gegenüber. „Es kann aber auch so und so gewesen sein, was meinst du?“

für Fortgeschrittene:
Versuche drei Wochen lang, Gerüchte von Tatsachen zu unterscheiden.
Eine Tatsache kann man beweisen. Ein Gerücht ist nur eine Drumherumgeschichte dazu.

Beispiel 1:
Tatsache: „Gestern gab es einen Autounfall vor der Tür. Ich habe ihn gesehen.“
Gerücht:“Der Fahrer war sicher betrunken.“ oder „Die Nachbarskatze ist seitdem weg. Die hat der bestimmt überfahren.“

Beispiel 2:
Tatsache: „Gestern Abend war wieder der Rettungswagen in der Straße“
Gerücht: „Bestimmt wieder die Alte von oben, die besoffen war.“

Erkennst du den Unterschied? Merke dir: Gerüchte müssen nicht wahr sein. Sie sind nur konfabulierte „gute Geschichten“, die sich dein oder ein anderes Gehirn drumherum ausgemalt hat.

noch ein Tipp:
Dazu passend höre in das Lied von den Ärzten rein: „Lass die Leute reden“

Deine Erfahrungen:
Ich freue mich, wenn du deine Fragen und Erfahrungen mit mir teilst. Du kannst dazu die Kommentarfunktion nutzen oder mir eine Mail schreiben.

Was war nochmal in dem Koffer? Ich habs vergessen…

Koffer mit Teddy

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