Worte sind nicht gleich Worte

„Das hast du mal wieder falsch gemacht.“ – „Gib mir die Butter.“ – „Das klappt eh nie.“ – „Wir nehmen bitte zwei Mal den Salat.“ – „Möchtest du dich vielleicht darum kümmern?“

Bei welchem dieser Sätze möchtest du innerlich die Augen verdrehen oder die Zunge herausstrecken?Experiment:

Sei bei einer Gelegenheit deiner Wahl der Beobachter. z.B. im Café. Wie begrüßen sich die Menschen? Wie reden sie miteinander? Gibt es dabei Ausdrücke, die sie (unbewusst) nutzen, die eine Bewertung enthalten? Gibt es Sätze, die dich auf die Palme bringen?

Höre einfach mal hin und schreibe die Sätze auf, die dir auffallen. Es kann vielleicht eine Zeit dauern, sich einzuhören, denn diese Sätze sind für uns ganz normaler Alltag.

Ziel ist es, herauszufinden, welche Formulierungen dich letztendlich antriggern, d.h. auf die Palme bringen. Wann sitzt du ganz da oben auf der Palme wie in diesem Bild?

Mein Tipp:

Ich werde hellhörig bei den Worten „Immer“ und „Nie“; viele andere sitzen auf der Palme bei „Das ist deine Schuld“. Andere wiederum legen viel Wert auf „bitte“ und „danke“.

kurz erklärt:

Umgekehrt funktioniert das natürlich genauso. Du benutzt Sprache unbewusst und Worte, die für dich normal sind, verletzten vielleicht deinen Gegenüber. Das kannst du nicht verhindern. Du kannst dir nur bewusst werden, dass es so sein kann.

Jeder Mensch hat andere „wunde Punkte“. Erkennen kannst du das, wenn der andere nicht so reagiert, wie du das erwartet hättest. Ist er sauer oder reservierter, könnte das an einem Kommunikationsmissverständnis liegen.

Beispiele:
– Jetzt bist du Schuld, weil du so getrödelt hast.
– Du hast dich bekleckert! Wie sieht das denn aus?
– Du hast schon wieder diesen einen Gesichtsausdruck.
– Ach Hallo. Bist du auch mal wieder im Lande?

Was kann ich über mich lernen, indem ich anderen Menschen zuhöre?

Das hat nichts mit Belauschen zu tun. Es ist wichtig zu wissen, was Worte Gutes, aber auch Schlechtes bewirken können. Und das herauszuhören bedarf einiger Übung.

Und dann kommen auch noch die zwei verschiedenen Dimensionen dazu: Was sagen die anderen, was dich antriggert? Und was sagst du, was möglicherweise ungewollt andere auf die Palme bringt?

Ich z.B. gebe Kurse und wußte zu Anfang nicht, dass dort auch Menschen hinkommen würden, die nicht (nur) lernen wollen, sondern sich primär auf einen schönen Tag fern vom Alltag im Büro freuen. Das musste ich erst lernen. Bis dahin habe ich nie verstanden, warum einige Menschen sich so seltsam in dem Kurs benahmen. Es ist mir einfach nicht in den Sinn gekommen. Solche blinden Flecken hat jeder von uns und die können wir nur durch Interaktion und Beobachtung entdecken.

Ja aber..

ich merk das im Gespräch oft nicht.

Nicht schlimm. Wichtig ist, dass du ab und an genauer hinhörst. Dann kommt das Gespür von ganz alleine. Und niemand kann in allen Fällen alle seine Worte kontrollieren.

Herausforderung:

Versuche in den kommenden 3 Wochen, so oft wie es geht auf die Worte zu achten, die andere und du aussprechen. Was gefällt dir gut? Welche gehen gar nicht?

Wenn du es vergisst mache dir einen Merker mit Kuli auf deine Hand.

für Fortgeschrittene:

Insbesondere gegenüber Kindern sollten wir Acht geben. Niemand weiß, was Kinder alles anders verstehen als wir und welche Konsequenzen das haben kann.

Hier noch ein schlechtes Beispiel aus dem Kindergarten: Ein Vater deutet auf ein kleines Mädchen im Schalketrikot und sagt zu seinem Sprößling: „Iiih, schau da nicht hin, die mögen wir nicht mehr.“ Das kann das andere Kind nur auf sich beziehen und falsch verstehen.

Deine Erfahrungen:

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