Das 11. Gebot: Du sollst nicht nicht sagen

Gehörst du zu den Menschen, die oft genug in ihrem Leben gehört haben, was sie alles nicht machen sollen? An einem der letzten schönen heißen Tage im September hörte ich im Freibad eine Mutter sagen: „Gina, geh nicht ins kalte Wasser, du bekommst sonst eine Blasenentzündung.“


Ich weiß nicht mehr, aus welchem Märchen der Passus ist, aber er lautet ungefähr wie folgt: Der Teufel sagt zum Bauern: „Denke beim Punkt 12 Glockenschlag nicht an einen Topf voll Gold, und er wird dein sein.“

Topf voll GoldExperiment:
Achte einen Tag lang darauf, wie oft Menschen etwas negativ formuliertes sagen wie:
– Trödle nicht
– Zappel nicht rum
– Mach keinen Unfug
– Stell dich nicht so an
Es ist kaum zu glauben, wie oft wir Menschen negative Formulierungen verwenden.

Mein Tipp:
Insbesondere in der Kindererziehung auf positive Formulierungen achten.

kurz erklärt:
Unser Gehirn kann mit dem Wort „nicht“ nichts anfangen. Es filtert es heraus und das Verhalten, das man nicht wünscht, wird damit wahrscheinlicher. Für das Gehirn, also ohne das Wort „nicht“, sehen unsere Beispiele so aus:
– Trödle
– Zappel rum
– Mach Unfug
– Stell dich an
Du bekommst also eher das, was du zu vermeiden suchst.

Besser sind positive Formulierungen. Das könnte so lauten:
– Komm bitte her, wir möchten los
– Sitze bitte stiller
– Benimm dich bitte
– Bitte versuche es

wem nützt das?
dir! Denn du möchtest ja gerade das Verhalten vermeiden, was du durch deine Formulierung heraufbeschwören würdest. Im Endeffekt ist nicht nur das Kind verantwortlich, wenn es voll Stuhl fällt, wenn die Eltern vorher „zappel nicht rum“ gesagt haben. Sein Gehirn versteht „zappel rum“ und versucht dann, den Wunsch der Eltern zu erfüllen.

Ja aber..

…das ist Quatsch. Das kann ich nicht glauben.
Aha. Streiche das Wort „nicht“ aus deinem Satz. Du glaubst es! Du kannst es dir nur noch nicht vorstellen. Daher lade ich dich ein, es zu versuchen.

…mir fällt nichts positives ein.
Aha. Streiche das Wort „nicht“ aus deinem Satz. Übung macht hier den Meister.

Herausforderung:
Versuche drei Wochen lang, wann immer es dir möglich ist, eine positive Formulierung zu finden. Das ist gerade zu Beginn nicht einfach. Wir sind von Kindheit an auf negative Sätze geprägt. Es klappt und wird immer einfacher werden.

für Fortgeschrittene:
Oft kommen die negativen Formulierungen mit einem Schuld-Halbsatz daher.
– Geh nicht ins Wasser, du bekommst eine Blasenentzündung.
– Trödle nicht, sonst verpassen wir den Anfang.
– Zappel nicht rum, sonst reisst du die Decke vom Tisch.
– Mach keinen Unfug, wie steh ich denn sonst da?
– Stell dich nicht so an, du bist viel zu kompliziert.

Diese Sätze sind – gerade für Kinder – ganz schrecklich und wenn du die drei-Wochen-Challenge durchhälst, werden sie dir bei dir uns anderen auffallen.

Und dann wirst auch du die Mutter nicht verstehen, die mit ihrem Kind ins Freibad geht, es aber nicht ins Wasser darf. Warum geht sie dann überhaupt ins Freibad?
– Gina, geh nicht ins kalte Wasser, du bekommst sonst eine Blasenentzündung.

Wir wissen ja jetzt, dass das Kindergehirn das Wort „Nicht“ streicht und ansonsten versucht, den Wunsch der Mutter zu erfüllen. Das macht den zweiten Halbsatz umso schlimmer.

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